António Brito Guterres: Die (post)koloniale Organisation der MetropoleObwohl diese Spuren aus Stein sind und konkrete Orte besetzen, ist ihre Wirksamkeit auch alltäglich, transversal und unveränderlich in der Organisation von Raum, Form und Funktionen des Großraums Lissabon. Bestimmte Orte waren für bestimmte Akteure bestimmt, wodurch diese bestimmten Praktiken, Unterordnungen und Widerständen unterworfen waren.
Isabel Castro Henriques: Historische Wege von Afrikaner*innen in Lissabon (XV.-XX. Jahrhundert)Die lange Geschichte der Präsenz von Afrikaner*innen in Lissabon wurde ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts demografisch bedeutsam. Sie war geprägt durch die Sklaverei und hinterließ sichtbare und unsichtbare Spuren im portugiesischen Erbe. Heute lassen sich diese Spuren dank der Geschichte und der Erinnerung retten. So können wir Integrationsprozesse und Strategien der Gestaltung des Lebens und der Bewahrung der eigenen Kultur verstehen. Gleichzeitig zeigt sich aber auch eine jahrhundertealte Verfestigung eines portugiesischen Vorurteils gegenüber schwarzen Menschen und Afrikaner*innen, untermauert durch eine physische („der Schwarze”) und soziale („der Sklave”) Dualität. So wurden die Beziehungen zwischen Portugal und Afrika definiert, und es entstanden diskriminierende Praktiken, deren Dringlichkeit erkannt, angeprangert und beseitigt werden müssen.
Mamadou Ba: Wie eine rassistisch geprägte Geografie das Verhältnis zwischen dem in der Stadt Sein und dem zur Stadt Gehören strukturiert
Die Beziehung zwischen Präsenz und Besetzung von Territorien durch rassifizierte Menschen ist markiert von symbolischen und physischen Grenzen. Diese bestimmen den Grad der Zugehörigkeit, die Anerkennung, die Nutznießung und die (Selbst-)Identifikation – oder ihre Nichtexistenz – mit dem Stadtgefüge. Die „farbige Linie” strukturiert, wie bestimmte Körper bestimmte Räume bewohnen. Urbane Geografien sind ein politischer Komplex, von dem aus sich die Beziehung mit dem Territorium organisiert. Dabei wird definiert, wer zum kollektiven Gefüge zählen darf und wer nicht und welchen Ort er oder sie in ihm besetzt. Diese Dynamiken spiegeln sich besonders darin wider, wie politische, rassifizierte Subjekte die Stadt wahrnehmen und wie sie innerhalb der Stadt wahrgenommen werden. Die Peripherisierung von Räumen und Körpern wird so Mittel der Stadtplanung und -verwaltung, was zu einem Mangel an urbaner Durchlässigkeit und Kontinuität führt. Sie verweist rassifizierte Menschen an Orte, die in ihrer Funktion und/oder ihrer geografischen Lokalisierung zweitrangig sind. Auf diese Weise oszilliert ihre Präsenz in den Territorien zwischen einem in der Stadt sein und einem zur Stadt gehören. Doch selbst wenn sie sich als Teil der Stadt begreifen, werden sie immer mit einer rassistischen Ordnung konfrontiert, die diese Zugehörigkeit nicht anerkennt.