© Francisco Vidal
Es gibt schätzungsweise 130 kolonial belastete Straßennamen in Hamburg, darunter solche, die Menschenhändler und Kolonialverbrecher ehren, weitere, die an „Kolonialwaren“ erinnern oder an „überseeische Besitzungen“. Seit 2010 ist der Arbeitskreis Hamburg Postkolonial darum bemüht, zumindest einige dieser problematischen Straßennamen umbenennen zu lassen, bisher ohne Erfolg.
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Schon bald nach der Entdeckung der Kapverdischen Inseln Ende des 15. Jahrhunderts zeigte sich, dass der Archipel eine entscheidende geostrategische Rolle bei der Herausbildung neuer Identitäten im atlantischen Raum spielen sollte, insbesondere zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert, dem Zeitraum, in dem die größte forcierte Abwanderung von Afrikaner:innen stattfand. Die Kapverden waren der erste Durchgangsort für versklavte Menschen vom afrikanischen Kontinent, die durch Zwangsmigration und Zwangsakkulturation zur Bildung einer neuen kreolischen sozialen Dynamik in Amerika und Europa beitrugen.
Dieser Artikel versucht, die Migrationserfahrungen der kapverdischen Bevölkerung in den ersten fünfzig Jahren der Unabhängigkeit (1975) in Europa mit besonderem Augenmerk auf Lissabon und Hamburg zu beschreiben.
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Zwischen 1911 und 1933 entstand, beeinflusst vom Panafrikanismus in Portugal, eine Schwarze Bewegung, die sich gegen Rassismus richtete und einen zaghaften Prozess des Widerstands gegen koloniale Unterdrückung in Gang setzte. In der Zeit zwischen der Ersten Republik [1910-1926] und des Estado Novo [1933-1974] gründet diese Generation diverse Zeitschriften und mehrere Organisationen in Lissabon.
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Das Konzept des Erinnerungsorts im Kontext des Projekts ReMapping Memories Lisboa – Hamburg
Der Umgang einer Gesellschaft mit Vergangenheit spiegelt sich in verschiedenen Erscheinungsformen kultureller Erinnerung wider. Doch wie entsteht kulturelle Erinnerung und wo ist sie verortet? Welche Konzepte werden der Verhandlung von Vergangenheit in pluralistischen Gesellschaften gerecht? Und wie kann Erinnerung aus einer postkolonialen Perspektive gedacht werden?
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Die Vermächtnisse des Kolonialen in der Stadt
Wenn Entinnern und Erinnern aufeinandertreffen, entstehen Risse, Widersprüche und Konflikte, die uns bewusst machen, dass wir nicht die gleiche Geschichte erlebt haben und diese nicht gemeinsam erinnern. Im postkolonialen Europa treten die Risse durch die kolonialen Vermächtnisse immer deutlicher hervor, da die Forderung nach Gleichberechtigung eine neue postkoloniale Dimension erreicht hat, die die Geschichte Europas und ihre Monumente vom Sockel stößt.
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Über das geteilte Kolonialerbe der Hafenstädte Lissabon und Hamburg
Die Hafenstädte Hamburg und Lissabon gehörten über lange Zeit zu den einflussreichsten Kolonialmetropolen Europas. Sie waren wichtige Knotenpunkte in einer langen und gewaltsamen Entstehungsgeschichte der globalisierten Welt, in der wir heute leben. Das koloniale Erbe der beiden Städte weist dabei eine Vielzahl von Verbindungslinien auf.
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Die koloniale Vergangenheit hat im gesamten öffentlichen Raum Portugals ihre Spuren hinterlassen, besonders in der Stadt Lissabon, der ehemaligen Hauptstadt des Imperiums. Diese Spuren erstrecken sich bis in das postkoloniale Zeitalter, in welchem dem kolonialen Imperium neue Bedeutung zukommt – sei es als Ort des Gedenkens nationaler Identität oder als Ort der Anfechtung dieser Identität durch die Einforderung einer gerechteren und pluralistischeren Erinnerung an die koloniale Vergangenheit.
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Hamburg war als Hafenstadt Deutschlands Kolonialmetropole neben Berlin. Die Hafenstadt profitierte bereits lange vor der formalen Kolonialherrschaft des Deutschen Reiches (1884–1919) von der kolonialen Expansion Europas und stieg zu einem wichtigen Handelsplatz für Kolonialwaren auf. Im Kaiserreich (1871–1918/19) verband Hamburg die deutschen Kolonien in Afrika, Asien und Ozeanien mit dem Reich und wurde zur transnationalen Drehscheibe kolonialer Waren und menschlicher Mobilität. Und auch nach dem Ersten Weltkrieg blieb Hamburg Deutschlands Tor zur kolonialen Welt.