Seit Februar 2024
Das Goethe Institut hat das Projekt an das Bildungsbüro Hamburg übertragen. Das Bildungsbüro Hamburg betreibt die Website www.re-mapping.de und ergänzt weitere Interviews und Erinnerungsorte.
2023
Das Projekt und die Website ReMapping Memories Lisboa – Hamburg wird aufgeteilt. Es gibt nun die Website www.re-mapping.de für Hamburg (betrieben vom Goethe Institut Hamburg) und die Website www.re-mapping.eu für Lissabon (betrieben von BUALA, EGEAC – Empresa de Gestão de Equipamentos e Animação Cultural und Museu de Lisboa).
2019-2022
ReMapping Memories Lisboa – Hamburg: (Post)koloniale Erinnerungsorte
ist ein mehrjähriges Projekt des Goethe-Instituts Portugal mit Partnern in Lissabon und Hamburg. Es widmet sich den stein- und „mental-map“-gewordenen Spuren und Hinterlassenschaften des Kolonialismus und des antikolonialen Widerstands im öffentlichen Raum in den beiden Hafenstädten Hamburg und Lissabon. Das Projekt zeigt am Beispiel zweier Zentren des europäischen Imperialismus (siehe: Kim Todzi: Hamburg und der deutsche Kolonialismus und Elsa Peralta: Spuren des Imperiums in der Stadt Lissabon), welche Spuren und Einschreibungen des Kolonialen in europäischen Städten bis ins 21. Jahrhundert bestehen, und will damit einen Beitrag zur Dekolonisierung des öffentlichen Raums leisten.
Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen, Künstler*innen und Stadtführer*innen beschäftigen sich seit vielen Jahren und zuletzt sehr verstärkt mit diesem Thema und haben vielfach eine großartige und oft zu wenig beachtete Pionier- und Forschungsarbeit geleistet. Das Projekt knüpft an diesen Arbeiten an.
Dabei werden aktuelle städtische Projekte und Diskussionen einbezogen, die darauf abzielen, Teile verdrängter Stadtgeschichten bewusst zu machen, wie das neue Mahnmal zu Ehren der versklavten Menschen in Lissabon oder die Auseinandersetzung um das Bismarck-Denkmal in Hamburg.
Diese Projekte und Diskussionen stehen auch für ein neues Bewusstsein, dass nicht nur Museen und Archive, sondern auch Städte dekolonisiert werden müssen. Wie dies geschehen könnte, wird in vielen europäischen Städten mittlerweile intensiv diskutiert (siehe Noa K. Ha: Postkoloniales Erinnern als Herausforderung). Mit „ReMapping Memories Lisboa – Hamburg: (Post)koloniale Erinnerungsorte“ möchten wir dazu einen Beitrag leisten, auch durch den bilateralen Austausch von Konzepten und Ideen.
Reportagen, Essays, Interviews und künstlerische Arbeiten zu den (post)kolonialen Erinnerungsorten in Hamburg und Lissabon werden nach und nach auf dieser Webseite veröffentlicht. Der Auswahlprozess dieser Orte wurde von Beginn an sehr offen und in ständigem Dialog mit den Mitwirkenden gestaltet. Dabei spielten auch Interviews, die in beiden Städten geführt wurden sowie der Beirat in Lissabon und das Berater*innenteam in Hamburg eine wichtige Rolle. Auch jetzt ist dieser Prozess noch nicht abgeschlossen, sondern weiterhin offen für Anregungen und Partizipation.
Das Projekt folgt einem multiperspektivischen Ansatz und integriert journalistische, wissenschaftliche und fiktive Texte sowie künstlerische Interventionen. Von kolonialen Kontinuitäten betroffene Personen sind als Künstler*innen, Berater*innen, Autor*innen und als Interviewte eine zentrale Säule in diesem Prozess der Aufarbeitung des Kolonialismus.
Der Fokus dieses Projektes lag von Anfang an auf den europäischen Verflechtungen (siehe Jonas Prinzleve: Verbindungslinien) und den transnationalen Perspektiven des Kolonialismus und auf der Frage, was wir im Prozess der Dekolonisierung europäischer Städte voneinander lernen können. Wir verstehen das Projekt als Plattform für diesen Prozess. Es reiht sich ein in eine Vielzahl von Projekten der Goethe-Institute weltweit, die sich international und kritisch mit dem Erbe des Kolonialismus auseinandersetzen. (Eine Übersicht erhalten Sie hier.)
Auch die Verwendung der Stadtkarten, die diesem Re-Mapping-Prozess zugrunde liegen, soll nicht unkommentiert bleiben: Vertreter*innen der Kritischen Kartographie haben wiederholt darauf hingewiesen, dass Karten „fundamental politisch“ sind und dass es gilt, durch eine andere Art der Kartographie hegemoniale Strukturen in Frage zu stellen. Auf der anderen Seite sind Karten Konventionen und bieten eine Orientierung, auf die wir nicht verzichten wollten.
Wir haben deshalb den aus Angola stammenden Künstler Francisco Vidal eingeladen, künstlerische Stadtkarten zu entwickeln, die eine Art Gegenentwurf zu den „objektiven“ Karten beider Städte bilden.
Auch die aktuellen Fotos der Erinnerungsorte in beiden Städten folgen dieser subjektiven Kommentierung. Statt der üblichen Postkartenmotive der teilweise touristisch vermarkteten Denkmäler haben wir zwei Fotograf*innen, Rui Sérgio Afonso in Lissabon und Nicole Benewaah Gehle in Hamburg, gebeten, ihre Perspektive auf diese Orte einzubringen.
Koloniale Deutungsmacht lebt häufig in Sprache und in Bildern weiter, die während der Kolonialzeit entstanden sind. Es ist der Anspruch dieser Seite, Bild- oder Textmaterial zu vermeiden, das Rassismen reproduziert. Bitte geben Sie uns eine Rückmeldung, wenn uns und unseren Autorinnen dies nicht immer gelungen sein soll.
Wir hoffen, dass wir mit „ReMapping Memories Lisboa – Hamburg“ einen weiteren Beitrag zur Dekolonisierung europäischer Städte leisten können und laden Sie ein, unser Online-Projekt, die begleitenden Diskussionen (siehe Veranstaltungen), unsere Bildungsprojekte und die künstlerischen Veranstaltungen in den kommenden Monaten aktiv zu begleiten.
Dieses Projekt wird finanziert durch Sondermittel des Vorstands des Goethe-Instituts und gefördert durch die Bartholomäus-Brüderschaft der Deutschen in Lissabon.
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Team
Projektleitung
Susanne Sporrer
Projektkoordination Lissabon
Marta Lança, Filipa Raposo
Projektkoordination Hamburg
Christine Auer
Redaktion und redaktionelle Mitarbeit
Marta Lança, Filipa Raposo, Corinna Lawrenz, Nadja Abt, Christine Auer
Veranstaltungen
Marta Lança, Julia Klein, Christine Auer
Kommunikation, Social Media
Teresa Laranjeiro, Marta Lança, Géssica Borges
Koordination Webseite
Manuel Malzbender
Design WebseiteSuzana Carneiro
Einstellen und Pflegen der Inhalte, Leitfaden Webseite
Julia Braun, Maren Wilmes
Programmierung Webseite
Bright
Konzeption der Hybridkarte
Francisco Vidal, Nik Völker
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Beirat und berater*innen in Lissabon und Hamburg
Beirat Lisboa
António Sousa Ribeiro ist Professor der Germanistik am Fachbereich Sprachen, Literaturen und Kulturen der Philosophischen Fakultät der Universität Coimbra und Direktor des Zentrums für Sozialstudien. Er ist Koordinator des PhD-Programms „Post-Colonialisms and Global Citizenship“ und hat umfangreich zu Themen innerhalb der Germanistik, der Vergleichenden Literaturwissenschaft, der Kulturwissenschaft, der Postcolonial Studies, der Übersetzungswissenschaft, der Erinnerungs- und der Gewaltforschung publiziert.
Inocência Mata hat an der Universität Lissabon in Literaturwissenschaften promoviert und ein Postdoc-Programm in Postcolonial Studies an der University of California, Berkeley, absolviert. Sie ist Professorin an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Lissabon (Faculdade de Letras, FLUL) und Mitglied des Zentrums für Komparatistik (CEC/FLUL). Vor kurzem war sie als Gastprofessorin an der Universität von Macau, wo sie Konrektorin Lehrstuhls für Portugiesisch und Direktorin des Zentrums für Luso-Asiatische Studien war. Sie hatte mehrere Gastprofessuren inne und schreibt regelmäßig Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften. Sie ist Herausgeberin und Autorin verschiedener Aufsatzsammlungen zu portugiesisch-sprachiger Literatur sowie zu kulturwissenschaftlichen und postkolonialen Themen.
Isabel Castro Henriques Die Historikerin ist Autorin mehrerer Studien zur Geschichte Angolas, Zentralafrikas und São Tomé und Príncipes, zum Kolonialismus und den afro-portugiesischen Beziehungen, der Sklaverei und dem Sklavenhandel sowie zur afrikanischen Präsenz in Portugal. Sie war Präsidentin des Zentrums für Afrikastudien an der FLUL, ist seit 2013 Forscherin am Zentrum für Afrikastudien (CESA) am ISEG - Universität Lissabon und war Mitglied des internationalen wissenschaftlichen Komitees des UNESCO-Projekts „The Slave Route“ (UNESCO/Paris) sowie Präsidentin des portugiesischen Komitees dieses Projekts.
Judite Primo hat einen Doktortitel in Pädagogik und einen Master in Museologie. Sie ist Inhaberin des UNESCO-Lehrstuhls „Education, Citizenship and Cultural Diversity“ und FCT-Forscherin im Bereich „Education, Citizenship and Cultural Diversity: Theory and practice of Sociomuseology“. Sie leitet den Redaktionsausschuss der Zeitschrift Cadernos de Sociomuseologia und hat vielfältige Erfahrungen im Bereich der Soziomuseologie, u. a. in den Bereichen Kulturpolitik, Gender und Decolonial Studies.
Berater*innen Hamburg
Noa K. Ha lehrte und forschte an Hochschulen in Berlin und Dresden. Derzeit ist sie kommissarische wissenschaftliche Geschäftsführerin am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung - DeZIM. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind postkoloniale Stadtforschung, migrantisch-diasporische Erinnerungspolitik, kritische Integrationsforschung und Rassismuskritik. Nach einem Studium der Landschaftsplanung promovierte sie an der TU Berlin in der Architektur über Informalität und Rassismus am Beispiel des Straßenhandels in Berlin. Bis Juli 2020 leitete sie das Zentrum für Integrationsstudien der TU Dresden. Sie war im Vorstand des Migrationsrats Berlin und in verschiedenen postkolonialen Initiativen engagiert und organisierte 2012 mit einem Kollektiv die Konferenz „Decolonize the city!“ in der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Hannimari Jokinen Die Künstlerin und Kuratorin führt seit 2004 beteiligungsorientierte Interventionen im öffentlichen Raum durch, ebenso performative Stadtrundgänge zur Migrations- und Kolonialgeschichte sowie Ausstellungsprojekte, wie etwa afrika-hamburg.de, wandsbektransformance, AWAY IS A PLACE, freedom roads!, ort_m [migration memory]. Hannimari Jokinen ist zudem in Forschung und Lehre tätig.
Daniel Kwame Manwire ist Diplom-Biologe, Sozialpädagoge und Aktivist. Er lebt und arbeitet seit zwanzig Jahren in St. Pauli und Altona. In der Erwachsenenbildung bewegt er die Themenfelder Rassismus(kritik), Antisemitismus und Nationalsozialismus. Darüber hinaus engagiert er sich in verschiedenen antirassistischen Initiativen.
Beatrace Angut Oola hat Film- und Fernsehwirtschaft in Deutschland studiert und arbeitet als interdisziplinäre Kuratorin, , Gastdozentin und Fürsprecherin für in der Kreativbranche. Mit schuf sie eine transafrikanische partizipative Online-Vernetzungs- und Informationsplattform. 2019 kuratierte sie zusammen mit Cornelia Lund und Claudia Banz die Ausstellung im Kunstgewerbemuseum Berlin.
Jonas Prinzleve hat einen Master in Postcolonial Culture and Global Policy vom Goldsmiths College, University of London. Seit 2018/19 ist er Promotionsstipendiat am Centre for Comparative Studies der Universität Lissabon. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Kulturpolitik der postkolonialen Erinnerung in Lissabon und Hamburg. 2018 war er Mitorganisator des zweiten transnationalen Herero- und Nama-Kongresses in Hamburg. Er ist Mitglied der Beratungskommission der Hamburger Behörde für Kultur und Medien für die Erarbeitung eines stadtweiten dekolonialen Programms.
Anke Schwarzer arbeitet als Journalistin und schreibt für verschiedene Print- und Online-Medien. 2016 bis 2018 war sie für das Deutsche Institut für Menschenrechte und für die Europäische Grundrechteagentur tätig. Außerdem arbeitet sie in der politisch-historischen Erwachsenenbildung und als Lehrbeauftragte. Die Diplom-Soziologin und Redakteurin hat u.a. an der Goethe-Universität Frankfurt am Main studiert und eine Journalistenschule in Berlin besucht. Seit April 2019 ist sie Mitglied im Beirat zur Dekolonisierung Hamburgs in der Behörde für Kultur und Medien.
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Interviewerinnen
Lissabon
Marta Lança (Lissabon, 1976) ist Doktorandin der Kunstwissenschaften. Sie hat Portugalstudien, Vergleichende Literaturwissenschaft und Textredaktion an der FCSH-UNL studiert. Ihre Schwerpunkte sind unter anderem postkoloniale Diskurse und Erinnerungsprozesse. Seit 2010 ist sie Herausgeberin der Website BUALA und Autorin einer Vielzahl von Publikationen in Portugal, Angola und Brasilien. Derzeit koordiniert sie den Lissabonner Teil des Projektes "Re-Mapping Memories Lisboa-Hamburg, (Post)koloniale Erinnerungsorte”.
Hamburg
Anke Schwarzer arbeitet als Journalistin und schreibt für verschiedene Print- und Online-Medien. 2016 bis 2018 war sie für das Deutsche Institut für Menschenrechte und für die Europäische Grundrechteagentur tätig. Außerdem arbeitet sie in der politisch-historischen Erwachsenenbildung und als Lehrbeauftragte. Die Diplom-Soziologin und Redakteurin hat u. a. an der Goethe-Universität Frankfurt am Main studiert und eine Journalistenschule in Berlin besucht. Seit April 2019 ist sie Mitglied im Beirat zur Dekolonisierung Hamburgs in der Behörde für Kultur und Medien.
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Künstlerische Gestaltung
Francisco Vidal wurde 1978 als Sohn kapverdischer und angolanischer Eltern geboren. Er sieht sich sowohl als Afrikaner als auch als Produkt der Diaspora und der kulturellen Verschmelzung. Die postkoloniale Identität ist der Hauptfokus seiner Kunst, die Themen wie Kreolisierung, hybride Identitäten und transkulturelle Strömungen ergründet. Vidal stellte 2015 als Teil des angolanischen Pavillons auf der 56. Biennale in Venedig sowie auf der Expo Milano in Mailand aus, 2016 im Rahmen der Gemeinschaftsausstellung „Portugal-Portugueses“ im Museu Afrobrasil in São Paulo. 2017 wurde seine Arbeit im Rahmen des Afropolitan Festivals im Bozar in Brüssel gezeigt. Vidals Arbeiten sind zudem in der Scheryn Art Collection in Südafrika, in portugiesischen Sammlungen wie der EDP Stiftung, der Calouste Gulbenkian Stiftung und der PLMJ Stiftung, sowie in der Sindika Dokolo Collection in Angola vertreten.
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Fotograf*innen der Erinnerungsorte
Lissabon
Rui Sérgio Afonso begann 1992 als Autodidakt und absolvierte dann eine Ausbildung in Modefotografie und Werbung am ETIC (Lissabon, 2004). Nach seiner Rückkehr nach Luanda arbeitete er als Redaktions- und Werbefotograf und machte 2010 seinen Abschluss an der Darcy Ribeiro Film School in Rio de Janeiro. Er nahm an Kollektivausstellungen wie der Triennale für zeitgenössische Kunst in Angola und Private Lives in Portugal teil sowie an mehreren Künstlerresidenzen, u. a. auf Einladung des Goethe-Instituts beim ADDIS FOTO FEST in Äthiopien. 2016 vertrat er Angola zusammen mit der Filmproduktionsfirma Geração 80 im Projekt CPLP AUDIOVISUAL und drehte den Dokumentarfilm (Do Outro Lado do Mundo/DE: Von der anderen Seite der Welt), der auf dem Afrika Film Festival in Leuven, Belgien, als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet wurde.
Hamburg
Nicole Beneewah Gehle ist eine Porträt- und Dokumentarfotografin, die sich in ihrer persönlichen Arbeit auf gesellschaftliche Phänomene wie die Repräsentation von Schwarzen Menschen konzentriert. Die Vergänglichkeit und die Spuren, die wir in unserer Gesellschaft hinterlassen, sowie die Art und Weise, wie wir in diesem Zusammenhang kommunizieren, stehen im Zentrum ihrer Praxis.